Weihnachtsgedankenschnipsel
Je näher die Festtage rücken, desto mehr bekomme ich von hier und da Gedankenfetzen und inhaltliche wie spirituelle Auseinandersetzungen zum Thema Weihnachten mit. Da werden Tradtionen gelebt, Handlungen und Prozesse in Frage gestellt und nach dem Sinn des Ganzen gefragt. Das muss auch jede_r für sich selbst beantworten. Ein paar meiner Gedankenschnipsel möchte ich hier festhalten und mit dir teilen. Vielleicht als Anregung zum Weiterdenken, als Gesprächseinstieg oder auch zum Gedanken verwerfen und neu ordnen.
Ich bin keiner Religion angehörend aufgewachsen. Weihnachten wurde bei uns nicht vordergründig als Geburt Jesus gefeiert. Zwar bin ich in meiner Pupertät in die Christenlehre gegangen und habe bei diversen Krippenspielen mitgespielt, vordergründig war an Weihnachten aber: Familie und der Weihnachtsmann.
Im Laufe der Jahre hab ich mich natürlich mit dem Thema Weihnachten, Religion und Traditionen immer mal wieder mehr oder weniger auseinandergesetzt. Doch was geht mir deses Jahr durch den Kopf?
Insgesamt gibt es bei uns kein festes Weihnachtsritual. Nur ein etwas loser roter Faden, damit die Tage nicht unstrukturiert aus dem Ruder laufen. Am 24. werden wir spazieren gehen und eine Kleinigkeit für die Vögel und Waldtiere bringen, ein kleines Theaterstück aufführen bzw ansehen, gemeinsam essen und vielleicht ein paar Geschenke öffnen. Ein paar heben wir uns immer noch für den nächsten Tag auf. Ist ja viel schöner, das auszukosten. Geschenke stehen unterm Baum. Niemand muss etwas singen oder Gedichte aufsagen, um als Gegenleistung ein Geschenk zu bekommen. Lieber singen wir hinterher alle gemeinsam noch bisschen und spielen mit unseren Geschenken.
Schenken
Ich schenke gern. Da brauche ich auch kein Weihnachten für. Es ist mir nicht wichtig, daß Geschenke pünktlich am 24. beim zu Beschenkenden sind. Es ist mir auch nicht wichtig, daß Geschenke besonders neu, groß, teuer oder besonders sind. Besonders sind sie, wenn ich sie besonders mache. Manchmal schenke ich auch nur einen Brief oder ein schön gestaltetes Foto. Ich habe mich auch schon sehr über eine sorgfältig ausgewählte Zitatesammlung gefreut oder weitergereichte Dinge aus dem eigenem Regal. Ich empfinde dieses Schenken auch nicht als Konsumwahn. Eher als nette Geste, einem lieben Menschen zu zeigen, daß ich ihn wertschätze. Das mache ich auch durch Karten. Und wenn mir nichts einfällt, was gerade gut passt, dann fällt mir später dafür was ein und dann verschenke ich es.
Die Kinder bekommen an Weihnachten meist eine selbstgemachte Kleinigkeit, die ich schon im Laufe des Jahres fertige. Ansonsten Dinge, die eh gerade dran sind. Wir schreiben keine Wunschlisten ans Christkind oder den Weihnachtsmann. Nur manchmal eine Inspirationshilfe für Familienmitglieder in der Ferne. Wunschzettelschreiben war hier noch nie großes Thema. Meist fällt den Kindern eh nichts ein, weil sie zufrieden sind oder keine großen Wünsche haben. Geschenke kommen genug zusammen. Patchworkfamilie, Wichteln, Freundeskreis. Wir verteilen das Auspacken auf mehrere Tage. Meistens beginnen wir am 21.12. zur Wintersonnenwende mit den Wichtelpaketen.
Bei uns kommt nicht das Christkind und nicht der Weihnachtsmann. Wir beschenken uns gegenseitig. Natürlich liegen die Geschenke unterm Baum, aber ich erzähle den Kindern keine Christkind/Weihnachtsmanngeschichten. Die bringen sie selbst mit. Ich mache ihnen das nicht kaputt, tische ihnen aber auch absichtlich keine Lügen vom Weihnachtsmann auf (oder nutze es gar als erzieherische Maßnahme: “wenn du nicht…, dann….”)
Weihnachtsbaum und Deko
Mit der Weihnachtsdeko halte ich es schlicht. Ich mag Transparentsterne aus Papier und ein paar jahreszeitliche Akzente, aber keinen großen Schnickeldi mit Räuchermännchen, Nussknackern und erzgebirgischer Handwerkskunst. Wir haben eine kleine Ostheimer Krippe, die hat sich dieses Jahr der Wolf ins Zimmer gestellt. Ich sehe den Schmuck und die Deko als “es sich schön machen” und das Licht ins Zimmer holen. Draussen ist im Winter alles eher karg und auf den ersten Blick farblos. Auch unsere Aktivitäten ziehen sich nach innen zurück. Die Dekoration bringt das Licht nach innen, streichelt meiner Seele und tut gut, weil sie hübsch ist.
Das Weihnachtsbaumthema wandelt sich hier stets. Ich suche nicht nach dem größten und schönsten Baum, denn jeder ist irgendwie schön. Ich muss mit meinem Baum nicht prahlen oder ihn als Prachtstück preisen. Ich erfreue mich am Duft und Glanz und die Stimmung, die er im Raum macht. Ich nehme gern den verwaisten Weihnachtsbaum vom Markt oder Schulspiel. Dieses Jahr wollten wir uns selbst einen schlagen. So richtig als Familienausflug. Leider haben wir gerade unser Auto nicht (ich habe es letzte Woche rückwärts gegen einen Betonpfeiler gesetzt). Mit dem kleinen Leihwagen-Opel können wir aber keinen Ausflug zu fünft mit Weihnachtsbaumtransport machen. Also überlegen wir momentan grad an einer kurzfristig anderen Lösung herum. Mal sehen, was sich ergibt.
Essen
In den vergangenen Jahren haben wir immer wieder festgestellt, daß uns das weihnachtliche Fressgelage zu viel ist. Deshalb wollen wir dieses Jahr etwas leichtere und gesündere Sachen auswählen. Viel Frisches in der Gemüsekiste und 8 kg Orangen wurden uns heut geliefert. Ein wenig werden wir noch nachkaufen müssen. ich möchte aber insgesamt für die Feiertagsmeüs lieber aus dem schöpfen, was wir eh im Haus haben.
Für Plätzchen und Backkram bin ich ja nicht so die Person. Zwar haben wir in der Adventszeit zweimal gebacken, einmal hat die Tochter mit ihrer Freundin für sich übernommen. Mich nervt das Gebacke (und vorallem das Geputze hinterher). Daher sind Plätzchen bei uns rar. Der Mann hat sich seine jährliche Ration Lebkuchen bei Muttern abgeholt. Die teilt er sich nun ein. Täglich 1-2 Lebkuchen zum Kaffee. That’s it. Trotzdem wird es an den Festtagen eine Kleinigkeit zum Naschen geben. Der Mann hat ja am ersten Weihnachtsfeiertag Geburtstag. Wenn er Glück hat, backe ich einen Geburtstagskuchen. Oder wir machen Waffeln.
Stress
Ich fühle mich selten von Weihnachten gestresst. Ich mag die Feiertage und Zeit zwischen den Jahren sehr. Das ist meien Lieblingsauszeit, ganz gemütlich in Familie. Wir spielen Spiele, gehen Spazieren, essen, reden, lachen, singen, reflektieren und planen das neue Jahr. Ich empfinde das immer als eine ganz besondere und Kraft gebende Zeit. Den Stress (Geschenke! Essen! Besuch! Verwandschaft!) habe ich nicht bzw mache ich mir nicht. Post kann ich auch nach Weihnachten noch verschicken, Geschenke besorge ich rechtzeitig oder lasse sie weg/schenke sie später/mache Gutscheine. Insgesamt ist es ein bisschen, als würde man in den Urlaub fahren und vorher noch Dinge erledigt bekommen wollen. Da steigt auch der Adrenalinspiegel erstmal an, bevor man endlich loskommt und in die Erholung reinfällt. So ist das wohl mit Weihnachten auch.
Wie empfindest du Wehnachten? Als längst überholte Tradition? Oder ein wichtiges Fest? Lästig oder schön? Stressig oder besinnlich?



6 Kommentare
Diana
Gerade als ich in die Suchmaske Weihnachten eingab, kam plötzlich dieser Artikel online :)
Ich wollte gerade Weihnachtsgedanken von Dir erforschen. Danke, dass Du uns daran teilhaben lässt.
Bei uns ist es sehr besinnlich und der Stress endet am 23.12. nachts mit dem heimlichen Baumaufbau
liebe Grüße Diana
Micha
Wir versuchen uns das Weihnachtsfest immer so zu gestalten, dass es nicht zu stressig wird. An Heiligabend steht für mich die Krippenfeier in der Gemeinde im Mittelpunkt, die ich auch dieses Jahr wieder mitgestalte. Während es sonst schon mal aufwendige Menüs gab, haben wir uns diesmal für Raclette entschieden, was ja auch sehr kommunikativ ist. Am ersten Weihnachtstag geht es dann zu meinen Eltern. Auch mein Bruder wird mit seiner Familie da sein. Danach wird es ein paar ruhigere Tage zwischen den Jahren geben, was ich immer sehr genieße. Mal sehen… obwohl ich recht wenig dekoriert und gebacken habe, freue ich mich auf Weihnachten – als Familienfest!
LG, Micha
Sarah
oh Ramona, wie toll – das ist so fast genauso wie bei uns, bzw. finde ich meine Gedanken in jedem Abschnitt. :-)
Ich finde Weihnachten auch überhaupt nicht stressig – nur dieses Jahr war wenig Zeit in der Adventszeit, weil ich arbeiten musste und hier so viel zu tun ist mit dem Haus. Weihnachten selbst mag ich sehr, und Geschenke gehören zwar dazu, aber sind für mich zweitrangig. Es muss hier nichts perfekt sein, ich liebe Selbstgemachtes und selbstmachen, singen und verschiedene Weihnachtsmusik, Kerzen und Zimtduft, Reflektieren und an nächstes Jahr denken, Dankbarsein, dem Feuer im Ofen zusehen, Glühweintrinken, mit der jüngsten Weihnachtsbücher ansehen und einfach alles was uns gefällt. :-)
Ich wünsche euch jetzt schon mal eine schöne Weihnachtszeit!
LG Sarah
Simone
Liebe Ramona, euer Weihnachten gefällt mir!
Wir hatten es bis vor 3 Jahren immer sehr stressig, da wir im Norden wohnen und die ganze Familie in Berlin.
Dieser Geschenkewahnsinn für alle etwas zu kaufen, die Autofahrerei, die Besuche überall….Als 2011 unsere Kleinste geboren wurde, habe ich das ganze beendet!
Wir bleiben Zuhause als Familie mit unseren 3 Kindern, es gibt für jeden ein größeres Geschenk und wir genießen einfach das Beisammensein.
Kekse werden gekauft, der Baum wird von allen am 24. geschmückt und einkaufen tun wir ganz normal für 3 Tage.
Wir waren weder auf einem Weihnachtsmarkt noch in der Nähe einer Einkaufsstraße, denn das würde mich tierisch stressen:)
Ich freue mich auf 3 freie Tage ohne Stress, ohne stundenlang in der Küche zu stehen und auf die spontanen Besuche der Kinderfreunde samt Eltern.
lieben Gruß
Simone
steffi
Liebe Ramona,
an dieser Stelle ganz herzlichen Dank für die Anleitungen zu verschiedenen Origami-Sternen, die Du in den vergangenen Tagen mit uns geteilt hast. Die liebe ich sehr…. Dein Blog begleitet mich seit einer ganzen Weile und ich finde hier so viel Positives, Aufbauendes. Vielen Dank dafür!
Ich empfinde es auch so, dass der viel beschworene “Konsumterror” gerade der Stressfaktor ist, dem man sich im Advent ganz einfach entziehen kann. Es zwingt uns ja keiner. Ich mag es unheimlich gerne, Familie und Freunden zu Weihnachten eine Freude zu machen und sammle das ganze Jahr über Kleinigkeiten nach dem Prinzip “Eichhörnchen”. Die meisten freuen sich sehr über selbst Gemachtes, und in diesem Jahr bemerke ich, dass auch die Kinder langsam selbst Hergestelltes zu schätzen wissen. Wollte mein Sechsjähriger zuerst unbedingt einen gekauften Adventskalender (hat er dann auch gekriegt), so stand er gestern vor dem vertrauten selbst gebastelten Exemplar, das wie jedes Jahr am gleichen Platz hängt und freute sich, einfach weil es da ist. Rituale….
Die eigentlichen Stressfaktoren sind, wie immer, der Klausurenmarathon in der Schule, Termine im Job und die zahlreichen Verpflichtungen durch die Vereine, die im Advent diverse Stand- und Backdienste einfordern. Am liebsten sind uns die vielen Musikauftritte mit Chor und Flötenkindern. Wenn wir auch manchmal über die Zusatzproben (in ungeheizten Kirchen usw…. brrr) fluchen, dann freuen wir uns um so mehr, wenn beim Krippenspiel oder im Adventsgottesdienst aus dem chaotischen Gepiepse ein harmonisches Ganzes wächst und alle entspannt zuhören….
Liebe Grüße, Steffi
kathrin
Liebe Ramona,
der Vorweihnachtsstress gehört bei uns dazu, Besuch einplanen, Essen auswählen (schon die erste Herausforderung, denn ich bin nicht die beste Köchin, erst recht nicht wenn es etwas tierisches gibt) Plätzchen backen (das liegt mir schon eher u. die Mädels helfen mit), Einkaufen, Geschenke verpacken, Weihnachtsbaum schmücken, Wohnung vom Vorweihnachtsdreck befreien, damit sich auch die Eltern u Schwiegereltern wohl fühlen bzw. meine Ansprüche erfüllt werden etc.
Bis jetzt läuft alles nach Plan, trotz diverse Dienstreisen in den letzten Wochen, nur leider dein Geschenk ist noch nicht eingetroffen u somit noch nicht auf der Weiterreise zu dir