Hausaufgaben
Vor einer Weile gab es in der Schule einen interessanten Elternabend zum Thema Hausaufgaben. Die Tochter geht an eine Montessorischule. Grundsätzlich hat sie keine Hausaufgaben im klassischen Sinne auf. Manchmal, wenn sie in ihrer Freiarbeitszeit etwas nicht schafft, dann nimmt sie in Absprache mit ihrer Lehrerin ein Thema mit nach Hause. Das gilt aber für sie individuell und nicht für die ganze Klasse. Manche Eltern kommen damit klar, andere fordern mehr Hausaufgaben.
Der Elternabend war gut vorbereitet und bestand im Vorfeld aus einer kleinen anonymen Umfrage zu Freizeit, Aufgaben im Haushalt und Selbständigkeit der Kinder. Die Umfrage sollten einmal die Eltern aus Elternsicht und einmal die Kinder aus ihrer Sicht ausfüllen. Am Ende gab es eine kleine Auswertung, die sehr informativ war.
Hausaufgaben – Aufgaben zu Hause
Grundtenor des gesamten Elternabends war, daß Hausaufgaben Aufgaben zu Hause sind. Und zwar nicht im schulischen Sinne sondern Aufgaben, die auf das Leben vorbereiten, die Kinder einen Teil der Familiengemeinschaft sein lassen, sie selbständig machen. Das darf Müll wegbringen, Spülmaschine ausräumen oder Wäsche waschen sein. ganz an die Bedürfnisse der Familien angepasst. Man soll den Kindern gern etwas zutrauen (einkaufen gehen oder Bus fahren). Dabei lernen sie viel mehr über und für das Leben als bei Schulhausaufgaben. Für sich zu sorgen. Für andere zu sorgen. Gemeinschaft zu leben. Kompromisse einzugehen. Prioritäten zu setzen.
Sollte das Kind doch einmal mit Aufgaben aus der Schule nach Hause kommen, dann sollen wir das nicht zu unserem Thema machen (ob es sie erledigt oder nicht), sondern das ist eine Sache zwischen dem Kind und dem Lehrer. Auch interessant.
Leider war ich bei dem Elterabend nicht mehr bei der anschliessenden Diskussion dabei. Das hätte mich doch wirklich interessiert, was da im Austausch untereinander hochgekommen ist.
Ich habe den Entwurf für diesen Artikel schon eine Weile hier liegen. Er ist sehr bruchstückhaft, weil leider schon zu viel Zeit vergangen ist. Dennoch klingt der Elternabend noch in mir nach. Ich stelle das Thema einfach mal in den Raum. Zum Anregen. Zum Nachdenken.
Wie ist deine Einstellung zu Hausaufgaben? Und Arbeit im Haushalt? Bindest du deine Kinder im Haushalt ein? Wenn ja, wie?




12 Kommentare
Frau Flovimo
Also, bei uns hat der große Sohn die Aufgabe, die Spülmaschine auszuräumen, macht er leider nur nach Aufforderung… die Kleinen bekommen Aufgaben, die so zwischendurch mal anfallen, Socken zusammensuchen und zusammenlegen, die Treppe fegen, den Müll rausbringen, die eigenen Betten machen… gehört Zimmer aufräumen auch zu Aufgaben? Dann das auch noch… Ich bin leider nicht so konsequent in der Vergabe und Kontrolle von Aufgaben, gern helfen alle in der Küche bei der Zubereitung des Essens (der Aktionist schält für´s Leben gern Kartoffeln) oder beim Wäsche aufhängen… Wenn jemand etwas ausprobieren und helfen möchte, lasse ich ihn, wenn nicht, dann eben nicht…
Helena
Hausaufgaben im schulischen Sinn enden meistens in einer Katastrophe. Wenn er aus der Schule kommt, ist einfach die Luft raus und er ist nur noch unkonzentriert. Seit ein paar Tagen bin ich dazu übergegangen, ihn erst bis 17Uhr spielen/rennen zu lassen, um dann körperlich ausgelastet an die Hausaufgaben zu gehen. Klappt so viel besser und er ist konzentrierter.
Keine Hausaufgaben bzw. nur das was in der Schule nicht fertig wurde zu machen, fände ich eine tolle Sache. Ich habe gemerkt, dass mein Sohn auf freiwilliger Basis viel lieber arbeitet. Dazu kann es jedoch bei uns nicht kommen, der Pflichtteil dauert einfach zu lange. Obwohl es wirklich gar nicht so viel ist.
Richtige Aufgaben im Haushalt hat er noch nicht, macht aber derzeit gerade das Spülmaschinen ausräumen zu den Seinigen :-)
LG Helena
anitaswelt
echt schön formulierter Text. Wirklich! Ich habe ihn sehr gern gelesen und stimme Dir bezüglich des “dem Kind etwas zutrauen” voll und ganz zu. Auch, dass sie zb. durch Bus fahren mehr fürs Leben lernen, das stimmt. So wird ein Kind selbstständiger und findet sich in seiner immer grösser werdenden Welt zurecht.
Micha
Ein interessanter Ansatz, von dem wir hier mit Kindern auf normaler Grundschule und Gymnasien natürlich weit entfernt sind. Das Thema sonstige Aufgaben zu Hause habe ich ja auch schon angeschnitten – ist aber noch nicht zu Ende gedacht. Jedenfalls danke für die Denkanregung!
LG, Micha
Kathrin
WIE gerne würde ich das Thema Schulhausaufgaben aus dem Familienleben streichen (oder nur im Rahmen, den Du von Deiner Tochter beschreibst.)!
Im Sommer kommt das nächste Kind zur Schule und ich überlege tatsächlich, ob ich nicht beide (No1 kommt dann in die 4. Klasse) im Hort anmelde. Nicht weil ich keine Zeit habe, sondern tatsächlich nur, um dieses Schulhausaufgaben Thema auszuklammern…
In den ersten beiden Jahren sind der Sohn und ich sooo oft an unsere Grenzen gestoßen, wir sind uns recht ähnlich und so flogen im Laufe der Zeit sicher mal alle Hefte und Ordner durch die Küche.
Schlimm – besonders von mir und für mich.
Er schreibt die Aufgaben nicht ins Aufgabenheft, so kann ich nicht kontrollieren, ob er alles gemacht hat – hat er meist nicht und muss jetzt nach 3x Fehlen nachsitzen…
Grässlich.
Im Haushalt ist er für das Altpapier zuständig und er und No2 bringen oft Post zum Briefkasten (wenn ich viele Aufträge habe). Eigentlich würde ich das Thema gerne ausweiten, aber auch leider sind wir nicht so sehr konsequent bei diesen Dingen (also mein Mann und ich;)
Mir raut es schon vor der nächsten Schule, wenn es um Vokabeln etc. geht.
LG
kathrin
Frollein Honig
Ich selbst habe noch keine Kinder, bin aber selber Lehrerin an einer “normalen” Schule mit Montessoriausrichtung. Ich bin begeistert, wie die Hausaufgabenproblematik gelöst wird. Schulische Hausaufgaben sind in meinen Augen völlig sinnfrei, trotzdem müssen wir immer genügend (für 60 Minuten) aufgeben. Besonders deswegen, weil die Eltern es so fordern. Ich wäre gespannt, wie eine Diskussion über solche sinnvollen Hausaufgaben liefe. Andererseits stellt sich hier die Frage, wie diese Hausaufgaben in der offenen Ganztagsschule umgesetzt werden könnten. Auf jeden Fall finde ich es toll und würde gern an einer solchen Schule arbeiten.
Isla
An unserer Schule gibt es keine geregelten Schulhausaufgaben. Manchmal kann es sein, dass die Kinder etwas für ein bestimmtes Projekt vorbereiten sollen, z.B. für ein selbstgewähltes Referat, oder vorbereitend für die nächste Angebotsstunde. Aber das läuft total entspannt.
Hausarbeit im Haushalt übernehmen die Kinder bei uns vor allem, um mich zu entlasten. Ich bin für Haushalt und Geldverdienen alleine zuständig, und manchmal komme ich schon an meine Grenzen. Und ich finde es nur richtig, dass die Kinder einen angemessenen Teil übernehmen, weil wir eine FAmilie, ein Team, sind. Jeder sollte sich meiner Meinung nach am Haushalt beteiligen. Wäsche einstecken, aufhängen, abhängen, Abwasch, abtrocknen, einkaufen, Müll raustragen, absaugen, aufräumen, etc. Das können alle schon – auch wenn sie es nicht immer gern machen. Ich mach es ja auch nicht immer gern. ;-)
Kathrin
Toller Denkanstoß, danke für deine Worte. Da wir noch keine Schulkinder haben, aber im Umfeld durch befreundete Famlien und Patenkinder bereits oft mit diesem Thema in Berührung kommen, sprichst du mir aus dem Herzen.
Ich glaube nach einem langen Schul- und Horttag, sollte die Zeit zu Hause anderes genutzt werden und nicht die Hausaufgaben zum Streitthema zwichen Eltern und Kindern werden, wie wir es leider ab und zu erleben. Es wird für uns immer klarer, dass wir den Montessoriweg mit unsere Kinder weiter gehen und dies gut so ist.
Danke dir!
Regina
Dieser Artikel spricht mir voll aus dem Herzen. Ich finde, wenn Kinder aus der Schule kommen, sollte die Schule auch vorüber sein. Freiarbeit oder lernen für eine Arbeit vielleicht ausgenommen. Besonders schlimm ist es, wenn die Aufgaben so umfangreich sind, dass die Kinder sie ohne die Hilfe der Eltern nicht bewältigen können. Was ist, wenn den Eltern die Zeit fehlt oder sie den Stoff selbst nicht beherrschen? Dann passiert eine Ausgrenzung, die nichts mit den Aufnahmefähigkeiten des Kindes zu tun hat. Chancengleichheit adieu. Die Haltung in der Schule deiner Tochter ist klasse. Das sollte echt der Standard sein.
Herzliche Grüße
Regina ( Hausaufgabenhasserin bis zum Abitur ;) )
Frische Brise
Schulische Hausaufgaben sollten Sache der Kinder bleiben. Ich habe mich da nie eingemischt und es meinem Kind überlassen. Gut, meistens hat er seine Aufgaben eh im Hort erledigt.
Aufgaben im Haushalt sollten nicht von der Schule vorgegeben werden, sondern müssen Sache der Eltern sein. Selbstverständlich darf jedes Kind im Rahmen seiner Möglichkeiten mithelfen.
Jademond
Frische Brise,
Ich hoffe, du hast es nicht so verstanden, daß die Schule die Aufgaben im Haushalt vorgibt. Es war lediglich eine Anregung, das Wort Hausaufgaben anders zu interpretieren. Es gibt Eltern, die machen sich einen persönlichen Sport draus, sich um die schulischen Hausaufgaben der Kinder zu kümmern.
Also, nein. Die Schule gibt keine Haushaltsaufgaben vor.
naturmama
Vielen Dank für diesen interessanten Beitrag! und Denkanstoss :-) Herzliche Grüße!