Ferienende – Schulbeginn
Pünktlich zum Ende der Sommerferien hat sich das Wetter abgekühlt. Draussen ist es herbstlich frisch, Umstellung also auf ganzer Linie, nicht nur der äußere sondern auch der innere Rhythmus. Ich habe mich schon wieder auf mehr Struktur im Alltag gefreut, den die Schultage mit sich bringen. Und wie war das so, heut morgen?
Das Kindergartenkind
Der Wolf hat ja heute seinen ersten Tag im neuen Kindergarten. Er war wuselig und hat mit seiner überschüssigen Energie erstmal ein bisschen seine große (verschlafene) Schwester geärgert. Als wir dann zum Bus los mussten, war er aber ein ganz stolzer Kindergartenwolf. Ist mit Rucksack und Regenschirm losgezogen und wie ein großer in den Bus eingestiegen.
Den neuen Kindergarten durfte er im Vorfeld schon durch Sommerfest, Schulfest und Arbeitseinsätze kennenlernen. Somit hat er sich mit Räumlichkeiten und Gelände schon vertraut gemacht. Auch das Team ist sehr persönlich auf ihn eingegangen. Er ist ja eher ein vorsichtiger, der sich gern erstmal alles aus sicherer Entfernung ansieht. Aber wenn er es dann kennt, dann gibts kein Problem. Wir haben noch ein bisschen das besondere Glück, daß er den Betreuer schon kennt, weil er der Papa der Tochterfreundin ist und schon paar mal bei uns daheim war. Neulich beim Arbeitseinsatz durfte sich der Wolf schon sein Fach in der Garderobe aussuchen und mit seinem Namen beschriften. Die Kinder im Kindergarten sind selten jünger als 4 Jahre und brauchen erfarhungsgemäß auf Grund der herangehensweise mit den vorherigen Kennenlerntreffen keine wirkliche Eingewöhnung wie man sie so kennt (Eltern bleiben stundenweise dabei). Ich war anfangs auch etwas skeptisch, da ich aber gesehen habe, wie sicher sich der Wolf mittlerweile im Kindergarten bewegt, mache ich mir keine Sorgen, daß er seinen Platz finden wird. Er wird dort seinen Vormittag verleben können, wie es ihm beliebt. Er wird sein Essen selbst richten, sein Geschirr abspülen und wegräumen. Er darf rein und raus, wie es ihm beliebt. Er kann bauen, basteln, malen, spielen, werkeln und klettern. Er wird als vollwertige Person erkannt udn behandelt. Er lernt Konflikte selbst zu lösen, für sich einzustehen, in Gemeinschaft zu leben und Kompromisse einzugehen. Ich bin ziemlich stolz auf den kleinen großen.
Das Schulkind
“Mama, ich hab kein cooles T-Shirt mehr” waren die ersten Worte, die ich heute morgen von der oberen Etage aus Tochters Mund hörte. Und dieser eine Satz beschreibt eigentlich so ziemlich alles. Die Tochter beginnt heute die Mittelstufe. Entsprechend aufgeregt ist sie. Wir haben dann doch noch was cooles zum Anziehen gefunden (in der Mittelstufe kleidet man sich nämlich anders). Sonst ist der Tochter eigentlich fast egal, was sie trägt. Hauptsache bequem. ich glaube, das ändert sich gerade. Beim rausgehen steht sie vorm Spiegel: “Mama, sieht die Mütze in diese oder diese Richtung besser aus?” Ich muss jetzt beim Schreiben ein bisschen lachen. Meine kleine Große. Ich habe ihr gestern auch einen anderen Rucksack gegeben als sie in der grundstufe für ihre Schulsachen hatte. Einen schwarzen. Eigentlich wollte sie eine coole Tasche. Aber der schwarze Rucksack geht auch.
Und dann ist mir noch aufgefallen, wie groß sie geworden ist. Da geht sie vor mir und hat schon die Gangart einer Teenagerin. Lange Beine, die Hände in den Ärmeln ihrer Jacke eingezogen, der Gang ein klein wenig schlurfend. Groß geworden ist sie. Es ist interessant. Ihr Nervensystem schein mit dem Wachstum des Körpers, der Hülle nicht ganz nachzukommen. Plötzlich eckt sie an, stösst sich, verkleckert Dinge. Als würde sie sich an die neuen Dimensionen ihres Körpers erst wieder gewöhnen müssen. Und Hormone sind da. Sie bekommt fettigere Haare, kleine Pickelchen spriessen und der Körper rundet sich an einigen Stellen. Die Tochter betrachtet das alles mit Skepsis und Abstand. Sie will das nicht so richtig. Diese Veränderung. Ist ja gleichzeitig ein bisschen wie das Verlassen von sicherem Hafen.
Da saß sie also auf der Mauer während wir auf den Bus warteten. “Aber Mama, ich kann doch noch gar nicht richtig gut Rechnen, und Schreibschrift schreiben und das Einmaleins” Das schaffst du. Du hast so viel Potenzial in dir. Du wirst in die Mittelstufe reinwachsen wie auch in deinen neuen großen Körper. Meine kleine erstgeborene große Tochter.
Die Mama
Als sich die Bustür hinter den beiden schloss, musste ich erstmal ein bisschen weinen. So eine Mischung aus Mutterstolz, Glück, ganz viel Liebe und ein bisschen Wehmut. Ihr Mütter, ihr kennt das bestimmt.
7 Kommentare
Frische Brise
Seufz.
Ich wünsche den Kindern ein gutes Ankommen und der Mama einen ruhigen Vormittag!
Mama im Wachstum
Hachja. Kenn ich gut. Vermischt gefühlte Tränen wein ich auch manchmal. Ich wünsche Euch ein ganz tolles Jahr!
tina
Oh ja… viele kleine Veränderungen kommen einem bei genauer Betrachtung total riiiiesig vor…. ihr wachst da gemeinsam rein: die Große, der Wolf und auch die Mama :)
Liebe Grüße
Tina
Huppicke
*nickt* Kenn ich. Wird immer wieder so sein
Steffi
Das ist ein sehr schön und liebevoll geschriebener Blogeintrag, fein beobachtet. Habe ich gern gelesen.
Viele Grüße von Steffi
Seifenfrau
…das Mütttergefühl kenn ich klar. Und es hört nie auf…
frau siebensachen
klingt sehr schön alles.
(und wie vorteilhaft, daß du den kleinen zum beschmusen bei dir hast ;-) )