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Dezembertagebuch – Ruhe finden | Wintersonnenwende

Gestern war die Wintersonnenwende. Ein tröstlicher Gedanke, dass jetzt das Licht wieder zunimmt, die Tage länger werden. Wir hatten für den Tag gar nichts weiter geplant. Unsere letzten Aufgaben erledigen, hier und da noch einen Auftrag zu Ende bringen. Ich habe noch genug Dinge, die mich bis zum Jahresende beschäftigen würden. Aber ich gehe schon etwas langsamer, lasse liegen, was eben nicht fertig wird.

Meine Weihnachtszeit wurde am Sonntag mit der Andacht zum vierten Advent vor der Kirche in Ebersberg eingeläutet. Da hatten wir unseren Mini-Auftritt mit dem Posaunenchor. Mit Abstand und Trallala. Was war ich aufgeregt. Aber hach, es war doch sehr schön (welch ein Glück, dass genug fortgeschrittene SpielerInnen dabei waren, die meine aufregungsbedingten Ton-Aussetzer abgefangen haben, hehe). Im Juni habe ich angefangen im Posaunenchor Trompete zu lernen und mein Ziel war es, an Weihnachten mitspielen zu können. Ich bin ein bisschen stolz auf mich.

Für die nächsten Tage haben wir einen groben Speiseplan und schon dafür eingekauft. Gestern gab es eine Suppe mit roten Linsen, die ich im Buch “Hello Snow” aus der Bibliothek entdeckt und für uns abgewandelt habe (das Rezept poste ich mit meinen Abwandlungen in den nächsten Tagen). Sie hat trotz Brokkoli und Tomatenstückchen allen geschmeckt. Der Wolf hat Schupfnudeln gegessen.

Unser Weihnachtsbaum

Während ich mich um meine restlichen Aufträge kümmerte, haben der Mann und der Sterngucker unseren Weihnachtsbaum aufgestellt und angeschmückt. Wir bemühen uns jedes Jahr um einen gebrauchten Baum. Meistens holen wir ihn, wenn der Weihnachtsmarkt abgebaut wird. Dieses Jahr gab es keinen Weihnachtsmarkt, und wir haben uns schon gefragt, wie wir denn dann zu unserem Baum kommen. Am letzten Präsenzschultag hat die Tochter in ihrer Schule gefragt, was denn mit dem Baum in der Schulaula sei. Ob wir den nicht haben könnten? Der würde eh weggeworfen. Wir klärten die Logistik und zack, kamen der Mann und die Tochter am Freitag mit zwei (!) Bäumen und noch drei Dekobäumchen nach Hause. Und was für Prachtkerle. Sonst musste ich immer entscheiden, welches Gebammsel ich an den Baum hänge, damit er nicht zu überladen aussieht. Jetzt durfte alles dran.

Die Post brachte neben Weihnachtspaketen ein süßes Packerl von Maria, was ich auf Instagram gewonnen hatte. Ein kleines Strickprojekt, worauf ich mich schon freue. Die Farben und die Wolle sehen sehr einladend aus. Danke! ich fühle mich sehr beschenkt.

Die Kinder mussten unbedingt gelüftet werden, das Wetter war jedoch nicht allzu einladend. Die großen Jungs (der Wolf und sein Freund) bauten die Tischtennisplatte auf, die wir geschenkt bekommen haben. Ich entschied mich für einen kleinen Spaziergang. Es ist wieder etwas wärmer geworden. In der Ferne waren die Berge zu sehen. Ich mag den Anblick. Berge in ausreichender Entfernung, sodass sie mich nicht erdrücken. Noch lieber wäre mir natürlich die Ostsee.

Am Abend hatte ich die spontane Idee, ein kleines Wintersonnenwendfeuer zu machen. Während der Mann noch zur Post fuhr und Dinge einkaufte, kümmerte ich mich um das Feuer und wärmte die restliche Suppe vom Mittag auf. Unspektakulär, klein und ohne großes Trallala. Nach einigen Liedern mit Gitarre und Glühwein gingen dann alle wieder ihrer Dinge nach. Der Mann und ich sassen ein bisschen am Feuer und läuteten unser allwöchentliches Montagsabend-Date ein.

Was mich zum Lächeln bringt

Ausgetauschte Weihnachtsgeschenke mit Freundinnen an der Tür, ein Spaziergang mit dem Mann und das Entdecken der Adventsfenster im Ort (jedes Jahr so eine Freude), die Freude des Wolfes über die Tischtennisplatte, schöne Weihnachtspost jeden Tag im Briefkasten (und ich hab fast noch keine verschickt), Fenstersterne, langsam einkehrendes Weihnachtsgefühl, der letzte Satz unter dem Newsletter von Torsten Kolle: “Bleibt guten Mutes und behaltet immer ein bisschen Tinte in der Feder! ;-)”, mit dem Sterngucker spontan durchs Wohnzimmer tanzen zu White Christmas gespielt von den Münchener Swingphonikern

Notizen

  • Neulich habe ich mir ein Video auf Youtube anschauen wollen und vorher kam eine Werbung, die ich so rührend fand, dass mir fast die Tränen kamen. Vielleicht war ich aber auch nur hormonell. Genaugenommen passiert diese Rührung aber bei ganz vielen dieser Weihnachtsvideos.
  • In der Weihnachtsmail der Tochterschule war nicht nur ein Konzept für den möglichen Unterricht nach den Ferien und die Umsetzung von digitalem und hybridem Unterricht, sondern auch ein Text aus dem Schweizer Satziremagazin „Nebelspalter“ von 1920, also vor 100 Jahren:

Als Würger zieht im Land herum
Mit Trommel und mit Hippe,
Mit schauerlichem Bum, bum, bumm
Tief schwarz verhüllt die Grippe.

Sie kehrt in jedem Hause ein
und schneidet volle Garben –
Viel rosenrote Jungfräulein
Und kecke Burschen starben.

Es schrie das Volk in seiner Not
Laut auf zu den Behörden:
“Was wartet Ihr? Schützt uns vorm Tod –
Was soll aus uns noch werden?

Ihr habt die Macht und auch die Pflicht –
Nun zeiget eure Grütze –
Wir raten euch: Jetzt drückt euch nicht.
Zu was seid ihr sonst nütze!

‘s ist ein Skandal, wie man es treibt,
Wo bleiben die Verbote –
Man singt und tanzt, juheit und kneipt,
Gibt’s nicht genug schon Tote?”

Die Landesväter rieten hier
Und hin in ihrem Hirne,
Wie dieser Not zu wehren wär’,
Mir sorgenvoller Stirne!

Und sieh’, die Mühe ward belohnt,
Ihre Denken ward gesegnet:
Bald hat es, schwer und ungewohnt,
Verbote nur so geregnet.

Die Grippe duckt sich tief und scheu
Und wollte sacht verschwinden –
Da johlte schon das Volk aufs Neu’
aus hunderttausend Münden:

„Sind wir denn bloß zum Steuern da,
Was nehmt ihr jede Freude?
Und just zu Fastnachtszeiten – ha!”
So gröhlt und tobt die Meute.

“Die Kirche mögt verbieten ihr,
Das Singen und das Beten –
Betreffs des andern lassen wir
Jedoch nicht nah uns treten.

Das war es nicht, was wir gewollt,
Gebt frei das Tanzen, Saufen,
Sonst kommt das Volk –
hört, wie es grollt, Stadtwärts in hellen Haufen!”

Die Grippe, die am letzten Loch
Schon pfiff, sie blinzelt leise
Und spricht: “Na, endlich – also doch!”
Und lacht auf häm’sche Weise.

Ja, ja – sie bleibt doch immer gleich
Die alte Menschensippe!
Sie reckt empor sich hoch und bleich
Und schärft aufs Neu’ die Hippe.


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Ein Kommentar

  • Maria

    Liebe Ramona,

    ich habe mich so gefreut, dass das Los dich getroffen hat. Bin gespannt, was du zum Stricken sagst. Es ist eine besondere Erfahrung, so ein kleines Wesen von der Nasenspitze bis zu den Füßen am Stück zu stricken.

    Alles Liebe für dich und schöne Feiertage,
    Maria

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